Enges Korsett der Stadt erörtert - Wirtschaftsjunioren und Bürgermeister tauschten Gedanken aus

Bild links:
Bürgermeister Schmidt im Gespräch mit den Junioren. Personen v.l.n.r.: Kämmerer Karl Heinz Blasweiler, Claus Hegewaldt, Geschäftsführer der Wirtschaftsjunioren und des Wirtschaftskreises, Bürgermeister Friedrich Karl

Zum alljährlichen „Lüdenscheider Stadtgespräch“ begrüßte Patrick Fayner, Sprecher der Wirtschaftsjunioren und des Wirtschaftskreises Lüdenscheid (WJL), kürzlich einige Vertreter der Stadt, allen voran Bürgermeister Friedrich Karl Schmidt, in der Gaststätte Piepenstock. Zusätzlich waren rund 35 Wirtschaftsjunioren der Einladung zu dieser, so Fayner, „lockeren Gesprächsrunde“, die angesichts der aktuellen Wirtschaftslage auch etwas von Emotionen gekennzeichnet war, gefolgt.

Denn vor dem traditionellen gemeinsamen Martinsgans-Essen, wurde mit den drei anwesenden Vertretern der Stadt eifrig diskutiert: Bürgermeister Friedrich Karl Schmidt, Beigeordneter Dr. Wolfgang Schröder und Stadtkämmerer Karl Heinz Blasweiler stellten sich den Fragen der heimischen Wirtschaftsjunioren und erörterten diesen ihre Probleme und Problemchen bei der Leitung des „Unternehmens“ Stadt Lüdenscheid.

Doch bevor Schmidt, Blasweiler und Schröder zum Zuge kamen, erläuterte Patrick Fayner die Sorgen und Nöte der mittelständischen Unternehmer. „Der Schuh drückt aus Sicht der Unternehmen als auch aus Sicht der Stadt überall“, so Fayner. Eine „nahezu katastrophale Regierung“ habe dafür gesorgt, dass es nicht nur Firmen, sondern auch Kommunen finanziell schlecht gehe. Dabei zeigte er Verständnis für die Probleme der Stadt, die von Seiten des Kreises, des Landes und des Bundes zusätzliche Belastungen tragen müsse: „Wer die Musik bestellt, der solle sie auch bezahlen“, zitierte der Junioren-Sprecher ein Sprichwort und forderte Land und Bund auf, ähnlich zu verfahren.

Nicht ohne bewusst provokante Forderungen richtete sich Fayner an die Stadtvertreter. Er nannte neun Forderungen, um den Wiederaufstieg Deutschlands in die „erste Liga“ der Wirtschaftsländer zu ermöglichen: Die Binnennachfrage solle durch mehr Beschäftigung gestärkt werden, Gewerkschaften sollten bei Lohn- und Tariferhöhungen Gegenleistungen erbringen, das Tarifsystem solle gelockert und die Reform des Sozialsysteme angepackt werden. Dazu seien auch Steuersenkungen und der gleichzeitige Abbau der Staatsverschuldung erforderlich. Die Staatsquote müsse gesenkt und Subventionen zurückgefahren werden. Letztlich sei, so Fayner, eine umfassende Reform der Bildungssysteme zwingend erforderlich.

Bürgermeister Schmidt, zeigte sich mit der dramatischen Lage des Mittelstands vertraut, „doch dürfen wir nicht in Mutlosigkeit verfallen“, forderte er. Er wolle nichts schön reden, doch stoße die Stadt bei den Forderungen der heimischen Wirtschaft allzu oft an ihre Grenzen. „Auch der Rat untersteht anderen Körperschaften wie dem Kreis, dem Regierungspräsidenten, dem Land und dem Bund. Und letztlich wird die Krümmung der Banane in Brüssel bestimmt“, blickte er auf die Europäische Union. Auch Kämmerer Blasweiler prangerte die Reglementierungsdichte an, unter der das Stadtsäckel zu leiden habe und hinterfrage unter anderem auch Fayners Forderung nach Steuersenkungen: „Wie sollen wir dann überhaupt noch was bezahlen?“ Dabei  zeigte sich Blasweiler als leidgeprüfter Stadtfinanzier: Er erläuterte das derzeit in Lüdenscheid greifende Haushalts-sicherungskonzept und die komplexen Aufgaben, die es mit sich bringt. „Aber man darf nicht nur die Probleme sehen“, richtete sich Blasweiler abschließend an die anwesenden Wirtschaftsjunioren.

Ähnlich positiv in die Zukunft blickte auch Dr. Schröder: Als glühender Verfechter der kommunalen Selbstverwaltung forderte er zur Erholung der Städte und Gemeinden „freie Städte, die auch frei entscheiden können“. Dazu nannte er Zahlen, die erschreckten: So konnten zuletzt lediglich nur 1,63 Prozent seines Etats für freiwillige Aufgaben verwendet werden – der Rest sei in so genannte „pflichtige“ Aufgaben geflossen.

Nicht nur diese Schilderung war es, die die Wirtschaftsjunioren und die Stadtvertreter wieder ein Stück näher gebracht hat. Ziel war es eben, die Sorgen der Gegenseite zu erkennen und in einen Gedankenaustausch zu treten. Und das ist zweifelsohne gelungen.

Die Wirtschaftsjunioren Lüdenscheid e. V. und der Wirtschaftskreis Lüdenscheid sind ein Zusammenschluss von rd. 170 Unternehmern/innen und Führungskräften aus mittelständischen Unternehmen aus den Städten und Gemeinden: Lüdenscheid, Herscheid, Schalksmühle, Halver, Kierspe und Meinerzhagen.

Fotos + Text:
Frank Zacharias
Europa-Allee 15
58515 Lüdenscheid
Tel.: 02351/676704

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.