Hermann Josef Schulte
Mittelstand und Lobbyismus

Firmenchefs stellen ihre Unternehmen, deren Produkte und die Grundzüge ihres Erfolges auf den weltweiten Märkten vor: Das ist der Tenor des Forums Fabrik der Zukunft, das der Wirtschaftjunioren Lüdenscheid e.V. und der Wirtschaftskreis Lüdenscheid seit sechs Jahren als Veranstaltungsreihe etabliert haben. Hermann-Josef Schulte, der diesmal in den Lüdenscheider Museen am Sauerfeld zu Gast war, tat eigentlich nichts anderes und doch unterschied sich sein Vortrag von den meisten bisherigen:  Ein großer Teil seiner Arbeit für den Erfolg des Unternehmens HJS Fahrzeugtechnik GmbH & Co. KG mit Sitz in Menden findet jenseits der Büro- und Produktionsräume statt – nämlich durch das Engagement in Verbänden und durch Kontakte zur Politik  auf allen Ebenen. Das Thema seines Referats hieß daher: „Mittelstand und Lobbyismus“.

Aber noch einen weiteren Unterschied zu vielen anderen Referenten stellte Dr. Sven Hering,  amtierender Sprecher der Wirtschaftsjunioren fest: In der Regel dauere es zwei bis drei Generationen, bis sich ein Unternehmen eine „absolute Spitzenposition“ in einem Bereich erarbeitet habe. Hermann-Josef Schulte dagegen hat sein Unternehmen vor etwas mehr als 30 Jahren selbst gegründet  und HJS gehört heute zu den Firmen, die in Sachen Abgastechnik für Motoren ganz oben mitspielen – das liege eben auch an der starken Lobbyarbeit, die der Firmenchef mit direkten Kontakten vor allem zum Bundesumweltministerium und anderen Bundeseinrichtungen im umwelt- und wirtschaftspolitischen Bereich pflegt.

Angefangen hat Schulte mit der Herstellung von Montagetechnik für Schalldämpfer.  Seit den 1980er Jahren hat sich das Unternehmen auf Abgastechnologie spezialisiert,  zunächst  waren es Katalysatoren für Otto-Motoren, inzwischen liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Produktion von Rußpartikelfiltern für Dieselmotoren. Im Markt für Diesel-Abgastechnik sieht Schulte auch die Zukunft seines Unternehmens – denn bei weitem nicht nur die deutsche Automobilbranche werde steigenden Bedarf für saubere Dieselmotoren entwickeln. Weltweit, ob in den USA oder Asien, gehören solche Vorgaben inzwischen zum Standard.

Qualität der Produkte sei die Basis für den Erfolg – dies stehe außer Frage, so Schulte, aber: Niemand kaufe teure Technologien, wenn nicht durch Abgasnormen vom Gesetzgeber dies vorgegeben sei. Deshalb sei eben intensive Lobbyarbeit so wichtig für den Unternehmenserfolg. Wie er das als „kleiner“ Mittelständler leistet und wie ihm dabei das Renommee des Deutschen Umweltpreises hilft, den sein Unternehmen 2003 erhalten hat, erläuterte er vor seinem interessierten Publikum. Gleichzeitig hielt er ein Plädoyer für die Wirtschaftsregion Märkischer Kreis und die mittelständische Industrie. Aber die Unternehmer müssten sich auch dafür einsetzen, so seine Aussage, dass die Region nicht nur  gute Arbeitsplätze für Fachkräfte biete,
sondern auch eine gute Infrastruktur für deren Familien. Die Schulen nannte er als ein Beispiel. Wichtig für die Region seien außerdem qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildungsangebote vor Ort. Die Ausweitung des Hochschulstandorts Märksicher Kreis mit einem weiteren Standort und neuen Studiengängen in Lüdenscheid sei ein wichtiger Baustein dafür.

Text:   Bettina Görlitzer, Lüdenscheid
Bilder:  1. Bettina Görlitzer, Lüdenscheid; 2. Peter Dahlhaus, Lüdenscheid

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