Dr. Jens Heidenreich, Geschäftsführer der Phoenix Feinbau GmbH & Co. KG, gewährte beim traditionellen Lüdenscheider Messetalk Einblicke in das Unternehmen und warf einen Blick in die Zukunft der Industrie 4.0

Dr. Jens Heidenreich beim Vortrag

Es war in der Vergangenheit ein wiederholt geäußerter Wunsch von Ausstellern: Erstmals fand der Messetalk zur Südwestfälischen Technologie-Ausstellung (SWTAL) nicht am Vorabend des Eröffnungstages, sondern am ersten Ausstellungstag statt. Entsprechend war auch der Zuhörerkreis aus den Reihen der Messeteilnehmer größer als in der Vergangenheit. In die Museen der Stadt Lüdenscheid hatte hierzu eine Veranstaltergemeinschaft aus Wirtschaftsjunioren und Wirtschaftskreis Lüdenscheid, Stadt Lüdenscheid, Südwestfälischer Industrie- und Handelskammer zu Hagen sowie Arbeitgeberverband der Metall- und Elektro-Industrie Lüdenscheid eingeladen.

In seinem Grußwort war Lüdenscheids Bürgermeister Dieter Dzewas unter anderem darauf eingegangen, dass die SWTAL sich in diesem Jahr erstmals als Messe für Metall- und Kunststoffverarbeitung und nicht mehr mit einem reinen Fokus auf der Automatisierung präsentiert habe. Damit würde noch deutlicher der industriellen Ausrichtung der Region Rechnung getragen.

Um ein typisches Lüdenscheider Unternehmen, das wie viele andere heute weltweit erfolgreiche Betriebe seine Ursprünge als „Fabriksen“ in einer Garage hatte, ging es in dem Vortrag des Abends. Unter dem Titel „Vom Wickel zur Klemme – Ein Teil Lüdenscheider Wirtschaftsgeschichte“ gab Dr. Jens Heidenreich, Geschäftsführer von Phoenix Feinbau GmbH & Co. KG, einen Einblick, wie aus dem ehemaligen Gründerunternehmen Noelle & Berg die Phoenix Feinbau wurde. Dabei legte er das Augenmerk auf die Veränderungen und Herausforderungen, denen sich Geschäftsführung und Mitarbeiter immer wieder gestellt haben, um am Markt zu bestehen und sich weiterzuentwickeln.

Heidenreich wollte damit auch Befürchtungen entgegentreten, die nicht wenige angesichts der fortschreitenden Digitalisierung hin zur Industrie 4.0 hätten. „Es kommt auf die Menschen an. Die Technik allein reicht nicht“, machte er deutlich, dass auch die intelligenteste Maschine immer noch von denjenigen abhängt, die sie bedienen, programmieren und kontrollieren. „Wir müssen den Menschen die Ängste nehmen und sie qualifizieren und ausbilden“, sagte er. Denn die „Anforderungen, um die Technik zu beherrschen, werden immer größer.“ Das sei neben dem Fachkräftemangel zurzeit die größte Herausforderung. Wobei der Referent keine Prognosen wagte, wohin die Reise letztlich gehen werde – man stecke eben mittendrin, neue Möglichkeiten der Digitalisierung nach und nach einzuführen. Dabei gehe es unter anderem auch darum, Arbeitsplätze für die Mitarbeiter zu optimieren, damit sie Produktionsabläufe bestmöglich überwachen können. Eine wichtige Kernkompetenz des Unternehmens sieht Heidenreich neben der durchautomatisierten Produktion und Montage insbesondere auch im eigenen Werkzeugbau. „Dieser ist für uns extrem wichtig als Schnittstelle zwischen unseren Kunden und Produktentwicklern.“

Heidenreich ging aber auch auf die Entwicklung des Standortes an der Gustavstraße ein, dem das Unternehmen seit 1939 treu geblieben ist und der sukzessive erweitert wurde, was angesichts der Topografie und der umliegenden Bebauung in der stadtzentralen Lage nicht immer einfach sei. Mehr als 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fertigen dort metallische Stanz- und Stanzbiegeteile sowie Kunststoffteile zur Herstellung elektrotechnischer Komponenten und Produkte für die Phoenix Contact-Gruppe. Eingesetzt werden die Produkte in der Elektro-, Elektronik- und Automobilzulieferindustrie.

Text: Bettina Görlitzer, Lüdenscheid
Bilder: Bettina Görlitzer und Peter Dahlhaus, beide Lüdenscheid

Dr. Jens Heidenreich erhält aus den Händen von Wirtschaftsjuniorensprecher Ahmed Zarouali (Personen v.l.n.r.) als Dank für seinen spannenden Vortrag u. a. eine eigens für die Lüdenscheider Junioren entworfene und angefertigte Skulptur. Foto: Peter Dahlhaus

Blicke in das Auditorium

 

 

Familienunternehmen im Wandel der Zeit

Klaus T. Vetter stellte den Weg seiner Unternehmensgruppe beim Forum Fabrik der Zukunft vor

„Unternehmen im Wandel der Zeit“: so hieß das Thema beim ersten Forum Fabrik der Zukunft von Wirtschaftsjunioren und Wirtschaftskreis Lüdenscheid in diesem Jahr. Klaus T. Vetter, geschäftsführender Gesellschafter der VETTER Holding GmbH, zu der die VETTER Krantechnik GmbH und die VETTER Kranservice GmbH in Haiger und Siegen gehören, berichtete in den Museen der Stadt Lüdenscheid über die tiefgreifende Veränderung, die sein Unternehmen in den 1960er-Jahren durchlief. Er selbst war als junger Mann die treibende Kraft hinter der notwendigen Neuausrichtung: Vetter (Jahrgang 1939) war 23 Jahre alt, als er 1962 nach dem Tod des Onkels die Leitung der von seinem Großvater gegründeten Arnold Vetter KG übernahm.


Zu der Zeit war das Unternehmen mit 26 Mitarbeitern als Zulieferer auf die Bedarfe des Bergbaus spezialisiert. „Eine richtige Siegerländer Quetsche“ sei das gewesen – und die Krise im Bergbau hatte auch für die Zulieferer Folgen. Lebhaft schilderte Vetter, wie er den Wandel zur Produktion von Schwenkkranen und Gabelzinken (für Gabelstapler) vollzog und nach einer schwierigen Anfangszeit, während der er selbst bei potenziellen Kunden regelrecht Klinken putzte, eine erfolgreiche Unternehmensgruppe mit rund 600 Mitarbeitern und etwa 100 Millionen Euro Jahresumsatz formte.

Der Referent gliederte seinen Vortrag in zwei Bereiche, die sich für ihn nicht trennen ließen: In die Unternehmens- und die Familiengeschichte. Vetter machte damit deutlich, wie wichtig die Familie tatsächlich in einem mittelständischen Familienunternehmen ist. Viele Fotos – aus den Betrieben und von der Familie – ließen die Ausführungen des Referenten für die Zuhörer lebendig werden. „Damals reagierte man, wenn die Familie rief“, sagte er zum Beispiel über seine Entscheidung, nach dem Tod seines Onkels sein damaliges Leben komplett umzukrempeln und in das Familienunternehmen einzutreten.

Ein wichtiger Bestandteil des Erfolges seien die Mitarbeiter: Sie „sind unser Kapital. Jeder Mitarbeiter hat ein Gesicht und verdient Wertschätzung“, sagte Klaus T. Vetter. Auch die Ausbildung der eigenen Fachkräfte ist ihm wichtig – die Ausbildungsquote in seiner Unternehmensgruppe liege bei sieben bis acht Prozent. Weiterhin widmete Vetter dem Thema Nachfolge einen ausführlichen Teil seines Referates – basierend auf seinen eigenen Erfahrungen bei seiner Übernahme und bei der Übertragung des Eigentums an seine Söhne. So seien neue Strukturen nötig gewesen, weil einer seiner Söhne einen ganz anderen Beruf gewählt habe und der zweite sich auf einen Unternehmenszweig konzentrieren wollte. Arnold Vetter ist aktuell geschäftsführender Gesellschafter der VETTER Industrie GmbH mit der VETTER Umformtechnik GmbH. Unter dem Dach der VETTER Holding GmbH werden die VETTER Krantechnik GmbH und die VETTER Kranservice GmbH von Fremdgeschäftsführern geführt. Frühzeitig die Weichen für die nächste Generation zu stellen, war der Rat von Klaus T. Vetter an seine Zuhörer – nicht zuletzt auch aus erbrechtlichen und steuerlichen Gründen.

Im April 2016
Text: Bettina Görlitzer, Lüdenscheid; Bild: Peter Dahlhaus, Lüdenscheid


Mut zur Lücke - Jürgen Echterhage, Geschäftsführer der Echterhage Holding GmbH & Co. KG aus Neuenrade

„Mut zur Lücke“ war das Thema des jüngsten Forums Fabrik der Zukunft der Wirtschaftsjunioren und des Wirtschaftskreises Lüdenscheid e.V. - und diesen „Mut zur Lücke“ nannte der Referent Jürgen Echterhage, Unternehmer aus Neuenrade, als seinen ganz persönlichen Erfolgsfaktor. In den Museen der Stadt Lüdenscheid beschrieb er ausführlich, was ihn bei seinen Entscheidungen angetrieben hat und immer noch antreibt, und wie es immer auch sein Bauchgefühl war, das ihn zu schnellen, fast spontanen Entscheidungen geführt hat, die sich fast immer später auch als richtig erwiesen hätten.
Seine Erfolgsgeschichte begann als Schüler, der Nachhilfestunden gab. Schon früh stand für Echterhage fest, dass er zur Polizei wollte. Wie er während der Ausbildung und mehreren Jahren Dienst als Polizeibeamter immer wieder in Situationen geriet, die ihm zeigten, dass er sich diesen Beruf und dessen Rahmenbedingungen anders vorgestellt hatte, schilderte er ausführlich. Da er aber nichts Anderes gelernt hatte, sei ihm lediglich übrig geblieben, Unternehmer zu werden, meinte Echterhage mit einer gewissen Portion Ironie. Aktuell ist er geschäftsführender Gesellschafter der Echterhage Holding mit rund 350 Beschäftigten und 55 bis 60 Millionen Euro Jahresumsatz.

Fünf Produktions- und drei Dienstleistungsunternehmen zählen zur Firmengruppe mit Sitz in Neuenrade. Die Unternehmensstruktur als Holding wiederum ermögliche es den einzelnen Firmen der Gruppe, sich auf ihr jeweiliges Kerngeschäft zu konzentrieren. Um alle allgemeinen organisatorischen Angelegenheiten wie Finanzen, Steuern, Personal, Marketing und Fuhrpark kümmere sich die Holding. In der Produktion haben alle Firmen ihren eigenen Schwerpunkt rund um die Herstellung von Pumpen, Durchflussmessgeräten, Antriebstechnik und Hydraulikkomponenten. Ein Generalbauunternehmen, eine Werbeagentur und ein Café/Restaurant bilden den Dienstleistungssektor der Holding. Echterhage berichtete, wie er selbst die Gruppe aufgebaut hat – mit viel Bauchgefühl und den richtigen Partnern, seinem Bruder, Partner Axel Vedder und seiner Frau. Schon zu Beginn stellte er dabei klar, dass seine Geschichte einmalig und „so nicht reproduzierbar“ sei. In der Tat erfuhren die Zuhörer von vielen eher zufälligen Begegnungen und Entwicklungen, die zu immer neuen Entscheidungen geführt hätten – auch, was Firmen-Übernahmen betraf. „Ich war bei ganz vielen Entscheidungen schneller als andere. Das geht nur mit dem ’Mut zur Lücke‘, nur mit der bedingungslosen Bereitschaft, auch Fehler zu machen“, sagte Echterhage. Die Bereitschaft, Partnerschaften einzugehen, sei ebenfalls ganz wichtig gewesen, „weil mir selbst das technische Know-how fehlte und immer noch fehlt.“ Er selbst sei stets derjenige für den Vertriebsaufbau gewesen. Außerdem funktioniere ein erfolgreiches Unternehmen nicht „ohne motivierte, loyale Mitarbeiter, die Lust haben, die Firma voranzubringen.“

Zum Abschluss ging Echterhage auf die gesellschaftliche und moralische Verpflichtung ein, die jeder Unternehmer seiner Meinung nach habe, einen Beitrag zum Gemeinwesen zu leisten, zumal der finanzielle Spielraum der Kommunen gleich Null sei. Neben einem vielfältigen Sponsoring sehen Echterhage und seine Frau sich auch zu kommunalpolitischem Engagement verpflichtet, was bis zum Kauf, Umbau und zur Verfügungstellung eines leerstehenden Hotels/Gasthofes als Flüchtlingsunterkunft an die Gemeinde geführt habe.

Lüdenscheid im November 2015
Text und Bilder: Bettina Görlitzer, Lüdenscheid

 

 

Einladung:

12.11.2015: Jürgen Echterhage: „Mut zur Lücke“

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Wirtschaftsjunioren und der Wirtschaftskreis Lüdenscheid laden Sie im Rahmen der Wirtschafts-Talk-Reihe „Forum Fabrik der Zukunft“ ein.

Die Echterhage Holding aus Neuenrade ist einer der führenden Spezialisten für individuelle Lösungen in der Fluidtechnik. In einer expansiven Gruppe vereinigt die Holding fünf mittelständische Produktionsunternehmen, die an den drei Hauptstandorten Neuenrade, Gevelsberg und Varese (Italien) technisch komplexe Produkte und Systeme entwickeln und durch ein weltweites Vertriebsnetz kompetente Kundenbetreuung vor Ort, schnelle Lieferzeiten und einen umfassenden Service gewährleisten.

Die Unternehmensgruppe liefert sowohl Einzel- als auch Systemlösungen für Kunden aus der Chemie-, Kunststoff- und Pharmaindustrie, der Lebensmittelproduktion sowie der Luftfahrt-, Automobil- und Schiffbautechnik. Ebenfalls gehören ein Generalbauunternehmen und eine Werbeagentur zur Unternehmensgruppe.

Von Jürgen Echterhage als Zwei-Mann-Betrieb im Stahlbehälterbau 1984 gegründet, ist das Unternehmen zu einem 350 Mitarbeiter starken, weltweit agierenden Partner für die Fluid-, Antriebs-, Mess- und Verfahrenstechnik herangewachsen. Mittlerweile sind die zur Echterhage-Gruppe gehörenden Unternehmen VSE Volumentechnik GmbH und DST Dauermagnet-SystemTechnik GmbH sogar Weltmarkführer in ihren Marktnischen.

Was ist sein Erfolgsrezept und wie schafft es ein Nicht-Techniker und gelernter Polizeibeamter einen mittelständischen Technologiekonzern aufzubauen und erfolgreich zu lenken? Welche Grundlagen waren vorhanden? Welche Klippen mussten umschifft und welche Partnerschaften und Risiken eingegangen werden, um dorthin zu gelangen, wo die Echterhage Holding heute steht?

Jürgen Echterhage wird in einem kurzweiligen Vortrag den facettenreichen Weg dorthin aufzeigen und anhand von vielen Handlungsbeispielen untermauern.

Mit herzlichen Grüßen

Claus Hegewald, André Schiffner

 

Forum Fabrik der Zukunft

Donnerstag, 12. November 2015, 18:00 Uhr, Museen der Stadt Lüdenscheid

18:00 Uhr Empfang, Begrüßung

gegen 18:30 Uhr „Mut zur Lücke“

- Jürgen Echterhage, Echterhage Holding GmbH & Co. KG, Neuenrade

gegen 19:45 Uhr Imbiss und Gelegenheit zum gemeinsamen Gedankenaustausch

Die Mobilität für morgen aus Sicht eines Entwicklers

Rolf Laufs, Geschäftsführer der Schaeffler Engineering GmbH aus Werdohl, referierte beim Forum

Referent Rolf Laufs, Geschäftsführer der Schaeffler Engineering GmbH in Werdohl

Die Anforderungen an eine umweltfreundliche Fortbewegung sind das Thema, dass Automobilhersteller derzeit am meisten beschäftigt – und mit ihnen auch die Unternehmen, die sich als Dienstleister in der Entwicklung engagieren. Ein solches Unternehmen ist die Schaeffler Engineering GmbH in Werdohl. Deren Geschäftsführer Rolf Laufs referierte beim jüngsten Forum Fabrik der Zukunft der Wirtschaftsjunioren und des Wirtschaftskreises Lüdenscheid unter der Überschrift „Mobilität für morgen – Einblick & Ausblick eines internationalen Engineering-Partners“. Wie aktuell das Thema nicht nur in der Automobilbranche, sondern auch für den Alltag der Menschen ist, zeigte sich auch in dem großen Diskussionsbedarf im Anschluss an den Vortrag in den Museen der Stadt Lüdenscheid. Der Referent beantwortete gerne die vielfältigen Fragen, die ihm aus dem über 80 Personen starken Auditorium gestellt wurden, wobei es häufig darum ging, Einschätzungen abzugeben.

Denn: Wie werden sich die Menschen in zehn oder zwanzig Jahren fortbewegen? Welche technischen Antriebsmodelle werden sich durchsetzen? Das sind die Fragen, auf die es noch keine endgültigen Antworten gibt, aber mit denen sich die Entwicklungsingenieure beschäftigen müssen. Gleich mehrere Megatrends der kommenden Jahre, die Auswirkungen auf die Fortbewegung der Menschen haben werden, nannte Laufs als die großen Herausforderungen für seine Branche – angefangen von Urbanisierung und Bevölkerungswachstum über Anforderungen des Umweltschutzes bis hin zur Globalisierung. Aber auch das Ziel, Mobilität – ob im Individual- oder im öffentlichen Verkehr – weiterhin für jedermann bezahlbar anbieten zu können, sei wichtig.

Den Schwerpunkt in seinem Vortrag legte Rolf Laufs auf umweltfreundliche Antriebe und urbane Mobilität – denn vor allem für sogenannte Mega-Citys mit Einwohnerzahlen im zweistelligen Millionenbereich, von denen es bis 2030 weltweit 37 geben solle, müsse über völlig neue Formen der Mobilität nachgedacht werden. Vorstellbar sei zum Beispiel ein Mix verschiedener Möglichkeiten, der jedem Bürger passgenau zur Verfügung stehen würde. Dazu gehören Autos genauso wie E-Bikes oder öffentliche Verkehrsmittel wie Busse und Bahnen.

Auch bei den Antrieben sei längst nicht klar, wohin die Reise gehe. Prognosen, die Laufs für nachvollziehbar hält, gehen davon aus, dass reine Elektromobilität sich nur moderat durchsetzt, stärker würden sich dagegen die Hybridantriebe entwickeln, bei denen nach wie vor ein Verbrennungsmotor vorhanden sei – dabei müssten aber alle Einsparpotenziale genutzt werden. Laufs stellte in seinem Vortrag auch einige in Werdohl mitentwickelte Konzeptfahrzeuge vor, bei denen der Elektroantrieb direkt an den Achsen sitzt oder sogar in die Fahrzeugfelge integriert wurde.

Rolf Laufs (stehend, vierter von links), Geschäftsführer der Schaeffler Engineering GmbH in Werdohl, referierte bei den Wirtschaftsjunioren Lüdenscheid über die Mobilität für morgen. Ebenfalls auf dem Bild im Vordergrund (v.l.n.r.): Vereinsgeschäftsführer Claus Hegewaldt, Sprecher André Schiffner, ehemaliger Sprecher Stefan Klotz und zukünftiger Sprecher Ahmed Zarouali.



Lüdenscheid; März 2015
Text: Bettina Görlitzer, Lüdenscheid
Bilder: Peter Dahlhaus, Lüdenscheid

 

Sudhaus: Der erfolgreiche Weg einer expansiven Sanierung

Dr. Michael Hartmann berichtet beim Messetalk in Lüdenscheid

Eingeläutet wurde die Südwestfälische Technologie-Ausstellung (SWTAL) in Lüdenscheid auch in diesem Jahr von einem viel beachteten Messetalk. In den Museen der Stadt Lüdenscheid erlebten die Zuhörer einen Vortrag über einen mehr als ungewöhnlichen Weg eines Unternehmens: Dr. Michael Hartmann, geschäftsführender Gesellschafter der Sudhaus GmbH & Co. KG in Iserlohn, schilderte, wie er zur Rettung des Betriebes vor der sicher scheinenden Insolvenz den mutigen Schritt zu einer konsequenten Neuorientierung wagte. Innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit brachte er nicht nur das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur, sondern verband die Sanierung gleich mit einer strategischen Expansion. Der traditionelle Messetalk im Veranstaltungsformat der Reihe „Forum Fabrik der Zukunft“ ist eine Kooperation der Wirtschaftsjunioren und des Wirtschaftskreises Lüdenscheid mit der Stadt Lüdenscheid, der SIHK zu Hagen und dem Lüdenscheider Arbeitgeberverband der Metall- und Elektro-Industrie.



Klasse statt Masse – so könnte man das Erfolgsprinzip von Sudhaus auf einen Nenner bringen. Bis zu seinem Eintritt in das Unternehmen sollte eine komplette Konzentration auf den Automotivbereich erfolgen und der Betrieb war damit zielstrebig in die Krise gerutscht. Hartmann setzte auf die Kernkompetenzen des traditionsreichen Familienunternehmens im Bereich von Schlössern und Beschlägen und fand dabei auch die Mitarbeiterschaft hinter sich. Für so manchen überraschend hätten am Anfang der Neustrukturierung Einstellungen anstelle von weiteren Entlassungen gestanden: „Wir haben Kompetenzen herein- bzw. zurückgeholt.“ Mitarbeiter seien zum Beispiel aus Altersteilzeit oder Ruhestand zurückgeholt worden: „Ich mag es sehr, von den Älteren zu lernen. Dort ist viel Erfahrungswissen vorhanden. Davon kann man nur profitieren.“

In all seinen Geschäftsbereichen setzt Sudhaus nur noch auf das, was in kleinen oder kleineren Stückzahlen und in Premiumqualität geliefert werden kann. Das gilt sowohl für den Automobilbereich als auch für Schlösser und Beschläge - in diesem Bereich ist das Unternehmen mit regelmäßigen Innovationen inzwischen Weltmarktführer. Ganz bewusst habe er sich dagegen entschieden, mit Massenherstellern konkurrieren zu wollen, erklärte Hartmann. „Manufaktur“ heißt sein Stichwort. „Wer will denn schon bei fünf Millionen Teilen im Jahr gerne rüsten? Wir tun das gerne!“ Zeugnis des Erfolges ist eine Umsatzsteigerung seit 2009 von ca. 140% Prozent mit weiterhin vielversprechenden Prognosen. Hohe Qualität, Kundennähe und Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen und den Produkten identifizieren, seien Elemente des Erfolgs. Um gegen mögliche zukünftige Krisen auf den Märkten gerüstet zu sein, setze Sudhaus bewusst auf den Spagat zwischen verschiedenen, weit auseinander liegenden Kundensegmenten. Allein in diesem Jahr seien 17 neue Produktanläufe geplant.

Zum Abschluss sparte Hartmann nicht mit Lob für den Wirtschaftsstandort Südwestfalen. So habe Sudhaus auf dem Weg aus der Krise in die Neuorientierung und Expansion von vielen guten Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung, die begleitet und unterstützt haben, stark profitiert. „Hut ab, was hier in den letzten Jahren von den verschiedenen Akteuren gemeinschaftlich geschaffen wurde und wie sich die Region somit entwickelt und aufgestellt hat.“

Text: Bettina Görlitzer, Lüdenscheid
Fotos: Peter Dahlhaus, Lüdenscheid

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